Kriminalitätsbereitschaft




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Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon mue1837 » So 22. Feb 2009, 09:09

Das hat man leider heute bei allen Großveranstaltungen. Zur Kirmes kann man ab einem gewissen Zeitpunkt auch nicht mehr gehen. Wir sind ja fast jedes Jahr auf der Rheinkirmes. Schade, dass ein paar wenige dafür sorgen, dass vielen der Spaß vergeht und man heute ohne Hundertschaften Sicherheitsdienst nicht mehr auskommt.


Angeregt durch diesen Beitrag von Dreamer im "Neu-Faden"
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wollte ich von euch mal wissen,
hat die Kriminalität zugenommen,
die Hemmschwelle kriminell zu werden abgenommen,
oder ist einfach nur unser Sicherheitsbedürfnis gestiegen????
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Claudine » So 22. Feb 2009, 11:31

Früher waren bei uns Wirtshausraufereien an der Tagesordnung, kein Volksfest (so heißt das bei uns) ohne zünftige Schlägerei, da gab es Verletzte, zerbrochene Maßkrüge, und die Geschichten, die sich besonders um ein gewisses Wirtshaus (ein berüchtigter Club) ranken, werden heute noch erzählt.
Meine Mutter erzählte auch immer gern die Geschichte, in der sie einen besoffenen Ami die Treppe hinunterschubste in dem sie ihm ihre Handtasche um die Ohren schlug. Ein Faschingsball ohne Schlägerei am Ende war eine langweilige Sache. Die Polizei kam selten, und wenn, dann mischten die fröhlich mit.
Das ist lange her, das war sogar noch vor meiner Zeit, ich selber habe das zu meiner großen Enttäuschung ;-) nicht mehr erlebt, bei uns geht es inzwischen auch zivilisiert zu.
Das erlebte ich dann dafür in meiner Anfangszeit als Fan des TSV 1860 München in den 70er Jahren, wo ich auch oft um meine Gesundheit rannte, wenn die Fangruppen aufeinander losgingen. Auch das wurde unterbunden mit Polizeipräsenz und so wie das damals lief, war das gut so.

Heutzutage rauft man nicht mehr, kann man gar nicht mehr, weil so viel Polizei da ist. Ich denke auch, dass es heute gefährlicher ist als früher, wo man mit Fäusten aufeinander eindrosch und wahrscheinlich immer noch irgendwie darauf achtete, den anderen nicht ernsthaft zu verletzen. Heute werden Messer gezückt und andere Sachen und da gehen Banden ganz anders aufeinander los.
Erlebt habe ich das allerdings noch nicht, bei uns scheint nach wie vor heile Welt zu sein.

Ich möchte damit nur sagen, Raufereien gab es auch früher, sogar welche mit Folgen (also bei uns), die Gewaltbereitschaft ist da, genauso wie sie es früher war.
Heute vielleicht mit anderen Dimensionen, es stehen ja ganz andere Waffen zur Verfügung.
Aber wenn ihr euch in den 70er Jahren als Fan der gegnerischen Mannschaft in den Fanblock der 60er gestellt hättet, hättet ihr nicht viel Unterschied zu heute erkannt.
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon mue1837 » So 22. Feb 2009, 11:58

die Gewaltbereitschaft ist da, genauso wie sie es früher war.


claudine, du als lehrerin hast da vlt mit den bessten einblick,
wie sieht es unter den jugendlichen/schülern aus?

meine mutter hat mir auch von "schulstreichen" erzählt,
wo man mal kurz nen Klassenkameraden in den schrank sperrte u.ä.
auch zu meiner zeit gab es "raufereien" und "mobbing",
doch wie es heute an den schulen aus??

werden "schülerstreiche" überbewertet, oder haben sie an "qualität" zugenommen?
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Claudine » So 22. Feb 2009, 12:16

Heute wird eingeschritten.
Also im Normalfall an guten Schulen.

Ich habe den Eindruck, die gemobbten Kinder können sich überhaupt nicht mehr wehren, sie sind auf Gewalt, auch auf verbale Gewalt nicht eingerichtet, sie nehmen alles sehr sehr persönlich und leiden. Die Methoden haben sich kaum geändert, sie waren früher genauso brutal wie heute. Nur sah man es früher anders an, man brachte den Kindern bei, sie sollten sich wehren und so wurde oft die Gewaltspirale hochgetrieben. Wer das nicht konnte, hatte auch früher eine grausame Schulzeit.
Daher muss man einschreiten, wenn ich mobbing mitkriege, rotiere ich bis ich die Mobber klein unter der Schulbank sehe. Leider kriegt man es in den seltensten Fällen mit, aber wenn, dann knallt es gewaltig (ich meine jetzt Schulstrafen)

Meine beiden Söhne wurden gemobbt, bei beiden schritten irgendwann die Lehrer ein, ich natürlich auch, ich habe Aussprachen gesucht, habe alles getan um meine Söhne mental zu stärken und wenn ich nach hinten ins Wohnzimmer schaue, der Hauptmobber meines Großen ist schon wieder seit gestern bei uns und alles hat sich friedlich ergeben. Die sind die besten Freunde mittlerweile.
Den Kleinen dagegen musste ich damals (auch aus anderen Gründen) aus der Schule nehmen. Da half nichts mehr.

Die Haltung gegenüber Gewalt hat sich geändert, früher war sie normal heute ist sie geächtet. Früher gab man den Rabauken eins auf die Mütze (beantwortete Gewalt mit Gewalt) heute setzt man auf Einsicht.

Ihr müsst doch nur mal die Filme von früher anschauen, wie gerade die Jungs dort waren, da gab es regelrechte Jugendbanden (ich war auch in einer als Kind), man kämpfte gegeneinander, das galt als normal für die Entwicklung.
Die heutige Erziehung geht ohne Gewalt und ohne Körpereinsatz, daher ist man häufig hilflos gegenüber denen, bei denen das nicht so war und ist.
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Dreamer » So 22. Feb 2009, 14:00

Ich glaube, die Art oder Dimension dieser Gewaltbereitschaft hat sich geändert.

Dass Schülerstreiche oder Wirtshausraufereien früher nicht so eng gesehen wurden, kenne ich auch aus Erzählungen in der Familie. Da ging es aber doch meist um Leute, die sich kannten und nicht einig waren. Da gab es dann mal "einen in die Schnauze". Ein wenig gab es das noch zu meiner Schulzeit. Diese Dinge hatten viel mit Zusammenhalt zu tun. Zum Beispiel hat mich jemand angegriffen, weil ich seinen Lieblingsverein lächerlich gemacht habe, woraus sich eine saubere Schlägerei entwickelt hat. Da wir beide etwa gleich stark waren, standen die anderen drumherum und ließen uns gewähren. Als dann ein Lehrer kam und eingriff, sagten wir beide, dass es nur eine Spaßkloppe sei. Als er wieder wegging, könnt Ihr Euch vorstellen, wie es weiterging :happy:

Was ich heute jedoch vermeht festgestellt habe, ist ein ganz anderes Aggressionsverhalten. Da wird randaliert, weil es Spaß macht, besonders ab einem gewissen Alkoholpegel. Und die Schlägereien, selbst unter Bekannten, sind von einem ganz anderen Kaliber. Bei uns auf dem Dorf gibt es sehr viele Landfeten und Schützenfeste und ab und zu liest man dann halt von richtig gefährlichen Dingen mit Waffeneinsatz und so.
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Claudine » So 22. Feb 2009, 15:51

Wo mein Beitrag von vorhin hin ist, weiß ich nicht, ich hatte nämlich noch geschrieben:

Mir fällt ein anderes Beispiel ein von früher, denkt doch nur mal an die 70er und 80er Jahre, als die Demos gegen die Startbahn West und gegen die WAA in Wackersdorf durch Deutschland tobten. Die Abrüstungsdemos. Überhaupt der Widerstand gegen den Staat.
Die linken Chaoten, der Begriff entstand doch da.
Da ging es zur Sache, auf beiden Seiten und die Gewaltspirale drehte sich unglaublich nach oben. Da flogen nicht nur Steine, ...

Noch kurz zuvor wurden Bomben geworfen und Politiker und andere Menschen auf offener Straße erschossen.

Nein, gegen diese Zeiten sind wir geradezu friedlich geworden, weil wir heute ein anderes Verständnis von Menschenrechten und Gewalt haben, nur alle haben es noch nicht kapiert...
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Claudine » So 22. Feb 2009, 16:03

Dreamer hat geschrieben:Was ich heute jedoch vermeht festgestellt habe, ist ein ganz anderes Aggressionsverhalten. Da wird randaliert, weil es Spaß macht, besonders ab einem gewissen Alkoholpegel. Und die Schlägereien, selbst unter Bekannten, sind von einem ganz anderen Kaliber. Bei uns auf dem Dorf gibt es sehr viele Landfeten und Schützenfeste und ab und zu liest man dann halt von richtig gefährlichen Dingen mit Waffeneinsatz und so.

Messerstechereien gab es bei uns früher auch, wenn man den Geschichten glauben darf.
Ein Bekannter meiner Eltern wurde vor 30 Jahren ermordet, indem ihm junge amerikanische Soldaten das Gesicht zertrampelten, ein Mord, der heute noch betroffen macht und der mit seiner brutalen Grausamkeit seinesgleichen sucht.

Wie gesagt, wer einmal ein Spiel 1860 München gegen den FCN in den 70er Jahren erlebt hat, der weiß, was Randale sind. Damals war es das Gleiche, was du von heute sagst, die soffen Bier und dann ging die Luzie ab.
Wer kann sich noch an die schlimme Sache im Brüsseler Heysel Stadion erinnern?
http://de.wikipedia.org/wiki/Heysel-Katastrophe
Das war 1985!

Ich glaube nicht, dass es heute schlimmer ist mit der Gewalt, es ist genau wie früher, es sieht nur insgesamt schlimmer und schockierender aus, weil Gewalt auch in der Erziehung total aus der Mode ist und wenn sie auftritt, dann fällt sie stärker auf.

Was nicht so in mein Bild passt, sind allerdings die Amokläufe, ich bin nicht darüber informiert, ob das eine Erscheinung unserer Zeit ist, oder ob es das auch schon immer gab.
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon mue1837 » So 22. Feb 2009, 16:23

Was nicht so in mein Bild passt, sind allerdings die Amokläufe, ich bin nicht darüber informiert, ob das eine Erscheinung unserer Zeit ist, oder ob es das auch schon immer gab.


Das ist das was ich auf die schnelle beim googeln gefunden habe,
die meisten chroniken gehen "nur" bis ins jahr 2002 (freising und erfurt) zurück.

http://www.welt.de/vermischtes/article2 ... hland.html
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Dreamer » Di 24. Feb 2009, 09:23

Heute morgen gaben sie im Radio durch, dass die Polizei bemängelt, der Karneval würde aggressiver.
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Claudine » Di 24. Feb 2009, 10:14

Inwiefern aggressiver?
Ich glaub, da sind einfach zu viele Menschen, werden jedes Jahr mehr, und wo Gedränge ist, ist auch Aggressivität...
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Arthur » Di 24. Feb 2009, 11:58

Habe ich auch gestern im Radio gehört.
In Köln sollen sich Hooligan-Gruppen verabredet haben. Über das gesamte Karnevals-WE war dort wohl ordentlich was los.

Heute morgen z.B. war ein Bericht in der Zeitung über den Karneval in Essen, dass dieser so friedlich wie lange nicht verlaufen ist.
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Dreamer » Di 24. Feb 2009, 14:16

Das ist ja auch mal etwas Erfreuliches :top:

Um die Eingangsfrage zu beantworten, bräuchte man m.E. eher Statistiken über die Entwicklung der Kleinkriminalität wie Diebstähle, Vandalismus und Körperverletzungen. Ich denke, die Amokläufe sind da sicher nicht repräsentativ. Demgegenüber muss man die Aktivitäten der Ordnungsbehörden stellen.

So sah man sich in einer Kleinstadt gar nicht weit von uns gezwungen, einen privaten Sicherheitsdienst zur Unterstützung von Polizei und Ordnungsamt zu engagieren: http://www.soest-protect.de/Bilder/Pres ... 060707.jpg

In anderen Städten wurde eine Videoüberwachung von bestimmten Plätzen eingeführt.

Wenn deswegen bestimmte Delikte nachlassen, bedeutet das nun noch nicht zwangsläufig ein Rückgang der Aggressionsbereitschaft.
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon mue1837 » Di 24. Feb 2009, 14:20

In anderen Städten wurde eine Videoüberwachung von bestimmten Plätzen eingeführt.

Wenn deswegen bestimmte Delikte nachlassen, bedeutet das nun noch nicht zwangsläufig ein Rückgang der Aggressionsbereitschaft.


gerade im Rahmen der Videoüberwachung stellt sich ja auch die Frage,
wird dadurch die Kriminalität eingedämmt, oder "umgesiedelt"?
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Re: Kriminalitätsbereitschaft

Beitragvon Dreamer » Di 24. Feb 2009, 14:35

Die Frage ist sicher, wie großflächig man sowas macht.
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