Arcandor




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Arcandor

Beitragvon Radagast » So 16. Aug 2009, 20:20

Tjaja, Arcandor ... der Name geistert nun ja schon ein paar Jahre durch die Presse.
Karstadt, Quelle, Thomas Cook ... die Namen sind vielleicht bekannter.

Heute hat sich der Insolvenzverwalter geäußert ... dieses Zitat finde ich schon sehr spannend:

Wir haben mit der Lupe nach der Substanz in diesem Unternehmen gesucht, aber wir haben nichts Nennenswertes gefunden. In diesem Hause gibt es wirklich nichts, was nicht anderen Leuten gehört


http://www.tagesschau.de/wirtschaft/arcandor282.html
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von Anzeige » So 16. Aug 2009, 20:20

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Re: Arcandor

Beitragvon Dreamer » Mo 17. Aug 2009, 13:54

Karstadt, Quelle, Thomas Cook ... die Namen sind vielleicht bekannter.


Ja, die kennt man, denn dabei handelte es sich um Traditionsunternehmen, die jahrzehntelang erfolgreich am Markt waren.

Als diese dann aber dem kurzfristigen Aktionärsdenken zum Opfer fielen und man sich neu ausrichtete und dieser Neuausrichtung auch einen wohlklingenden, modischen internationalen Namen (nämlich Arcandor gab), war abzusehen, dass das nicht lange gut gehen kann.

Wer ein Unternehmen führen möchte, muss zwar auch mit Zahlen jonglieren können. Wichtiger als das ist aber die Leidenschaft für die Produkte bzw. die Dienstleistungen und die Wertschätzung der Mitarbeiter nicht nur als Faktor Arbeit (Humankapital), sondern als Menschen.
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Re: Arcandor

Beitragvon Arthur » Mo 17. Aug 2009, 14:14

Aber das ist doch hier nicht der (einzige) Grund.

Hier ist doch viel mehr die Frage, ob das Konzept des Warenhauses noch zeitgemäß ist. Nicht umsonst verschwinden die Warenhausketten doch nach und nach vom Markt - und das schon seit Jahrzehnten. Wertheim, Horten z.B.
Klar soll es Kaufhof momentan (angeblich?) noch besser gehen. Aber ob man in einer Stadt2 oder mehr Warenhäuser braucht sei mal dahin gestellt.

Bei Arcandor kam dann anscheinend noch Größenwahn und Habgier hinzu. Wie diese Immobiliengeschichte ungeahndet durchgehen konnte ist mir immer noch ein Rätsel. Da hat der Herr Middelhoff selbst die Karstadt-Immobilien zu einem günstigen Kurs gekauft und dann völlig überteuert zurück an Karstadt vermietet. Wer hat das denn eigentlich durchgewunken???
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Re: Arcandor

Beitragvon Dreamer » Mo 17. Aug 2009, 14:53

Na ja, dem Strukturwandel in der Kaufhauswelt hätte man sich ja anpassen können. Sowas muss aber behutsam passieren, damit die Kunden auch mitziehen. Karstadt hatte da durchaus recht früh die richtigen Weichen gestellt mit einer Segmentierung des Angebots in den Innenstädten, während Quelle sich aus dem Präsenzverkauf zurückzog und sich auf den Versandhandel konzentrierte. Klar, den typischen Quelle-Katalog-Kunden gibt es auch nicht mehr, aber dafür haben die gutbezahlte Leute (gehabt), als dass ich denen jetzt sagen sollte, wie sie es hätten besser machen sollen. Nur haben die eine seit Jahrzehnten bewährte und verfeinerte Logistik, die sie anderen zur Mitnutzung anbieten könnten. So macht es heute Amazon (mittlerweile als Marke selber ein Zugpferd für kleine Anbieter).

Die Frage ist doch einfach: Überlebt man langfristig mit reduzierter Mannschaft oder zieht man kurzfristig noch alles raus aus dem Laden und lässt den dann vor die Wand laufen?

Bei Arcandor kam dann anscheinend noch Größenwahn und Habgier hinzu.


Das ist ja eigentlich genau das, was ich noch nett mit "kurzfristigem Aktionärsdenken" umschrieben habe. Da lebte jemand nicht mehr die Unternehmensphilosophie, sondern dachte nur an seinen eigenen Profit.
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Re: Arcandor

Beitragvon Radagast » Mo 17. Aug 2009, 17:59

Arthur hat geschrieben:Hier ist doch viel mehr die Frage, ob das Konzept des Warenhauses noch zeitgemäß ist. Nicht umsonst verschwinden die Warenhausketten doch nach und nach vom Markt - und das schon seit Jahrzehnten. Wertheim, Horten z.B.
Klar soll es Kaufhof momentan (angeblich?) noch besser gehen.


Wa sich übrigens schade finde.
Ich finde ein Kaufhaus, in dem man (fast) alles bekommt, immer noch eine gute Sache!
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Re: Arcandor

Beitragvon Happy » Mo 17. Aug 2009, 18:25

Ich glaube nicht, dass die Zeit der großen Kaufhäuser komplett vorbei ist. Es müssen sich halt nur nicht mehrere in der Fußgängerzone aneinanderreihen ... Das kann auf Dauer nicht gutgehen.
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Re: Arcandor

Beitragvon Radagast » Di 1. Sep 2009, 20:09

Heute wurde das Insolvenzverfahren für Arcandor eröffnet.

Nach einem halben Jahr (!) verlässt Vorstandschef Eick das Unternehmen. Und freut sich über eine dicke Abfindung.

Eick bekommt die volle Höhe seines über fünf Jahre laufenden Vertrages als Abfindung ausgezahlt, insgesamt 15 Millionen Euro.

http://www.zeit.de/online/2009/36/abschied-von-arcandor
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Re: Arcandor

Beitragvon Dreamer » Di 1. Sep 2009, 21:28

Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn man die 15 Mio. zur Befriedigung der Gläubiger eingesetzt hätte ...

Probezeit nicht bestanden, aber abkassiert. Irgendwas machen wir alle falsch.
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Re: Arcandor

Beitragvon Dreamer » Di 20. Okt 2009, 23:37

Laut div. Medienberichten ist der Bereich "Quelle Deutschland" nicht zu verkaufen und damit nicht mehr zu retten. Fast alles aus der Primondo-Gruppe, so z.B. Baby Waltz oder auch die Quelle-Auslandsgesellschaften, wäre man losgeworden, aber gerade die traditionsreiche Heimatfiliale kann man nicht durch die Wirtschaftskrisenzeiten führen.
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Re: Arcandor

Beitragvon Radagast » Mi 21. Okt 2009, 16:46

Otto hat Interesse an diversen Auslandssparten von Quelle oder Spezialversandgeschäften angemeldet.
Außerdem will man versuchen, möglichst viele der Quelle-Azubis zu übernehmen.

http://www.welt.de/hamburg/article49252 ... e-Aus.html
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