Christian Klar / RAF




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Re: Christian Klar / RAF

Beitragvon Claudine » So 21. Dez 2008, 09:45

Das ist der Punkt. Recht wird bestimmt vom System in dem man lebt.
Wir haben das Glück in einer Zeit zu leben, in der Meinungsfreiheit eins der höchsten Güter ist, es weder Zensur noch Gängeleien gibt (außer in gewissen Foren, sorry, der musste jetzt sein ;-) ), wir können auch rückblickend erkennen, was sich zum Guten und was zum Schlechten gewendet hat.
Als die Menschen Hitler wählten, erschien er ihnen wie die Erfüllung ihrer Gebete. Hätten sie vorausahnen können, was passiert?

Und wir reden uns so leicht, wenn wir die Klappe aufreißen, unsere Meinung laut verkünden, fliegen wir höchstens aus einem Forum mal raus, sonst passiert nichts, aber ganz ehrlich, wenn bei jedem falschen Wort die Gestapo, die Stasi oder sonst jemand vor meiner Tür stehen würde, ich wäre schweigsam und fromm wie ein Lämmchen, wenns um mein Leben ginge und um das meiner Familie, würde ich schweigen, feige, ja, ICH jedenfalls kann keinen verurteilen, der damals schwieg. Mein Großvater wäre für seine Äußerungen fast ins KZ gekommen, nur meine Großmutter rettete ihn auf irgendeine Weise. Es war unverantwortlich, die Klappe aufzureißen, was hätte er seiner Frau und seinen Töchtern und sich selbst nur angetan in dieser Zeit. Man bezeichnete ihn als dumm, würde man ihn heute mutig nennen?

Zurück zu Klar, hätte die RAF nicht zu den Waffen gegriffen, hätten sie eine Partei gegründet, mit friedlichen Mitteln, hätte die Sache anders ausgesehen. Sie waren mit vielem im Recht, viele ihrer Anschauungen haben sich durchgesetzt, aber dadurch, dass sie die falschen Methoden wählten, setzten sie sich ins Unrecht, damals wie heute.
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Re: Christian Klar / RAF

Beitragvon Dreamer » So 21. Dez 2008, 10:13

Zurück zu Klar, hätte die RAF nicht zu den Waffen gegriffen, hätten sie eine Partei gegründet, mit friedlichen Mitteln, hätte die Sache anders ausgesehen. Sie waren mit vielem im Recht, viele ihrer Anschauungen haben sich durchgesetzt, aber dadurch, dass sie die falschen Methoden wählten, setzten sie sich ins Unrecht, damals wie heute.


Viel mehr noch: Sie sorgten dafür, dass sich die breite Masse von ihnen und folglich auch von ihren Idealen abwendete. In diesem Zusammenhang bekomme ich auch wieder die Kurve zu mues Frage nach der aktuellen Gefährdung: Vieles ist vergleichbar mit damals, sei es die Finanzkrise mit der damit einhergehenden Schelte auf die Manager oder auch nur die aktuellen Bestrebungen des Herrn Schäuble, im Namen des Kampfes gegen den Terror ein paar Grundrechte flöten gehen zu lassen.

enn bei jedem falschen Wort die Gestapo, die Stasi oder sonst jemand vor meiner Tür stehen würde, ich wäre schweigsam und fromm wie ein Lämmchen, wenns um mein Leben ginge und um das meiner Familie, würde ich schweigen, feige, ja, ICH jedenfalls kann keinen verurteilen, der damals schwieg. Mein Großvater wäre für seine Äußerungen fast ins KZ gekommen, nur meine Großmutter rettete ihn auf irgendeine Weise. Es war unverantwortlich, die Klappe aufzureißen, was hätte er seiner Frau und seinen Töchtern und sich selbst nur angetan in dieser Zeit. Man bezeichnete ihn als dumm, würde man ihn heute mutig nennen?


Außer Deiner Familie würden ihn heute sicher alle als mutig bezeichnen. Aber Du hast schon recht, was brächte ihm das heute? Das bringt mich aber wieder darauf, dass ein Hitlerattentat durchaus ein legitimes Mittel gewesen wäre, weil der friedliche Widerstand zu Scheitern verurteilt war.

Wir haben das Glück in einer Zeit zu leben, in der Meinungsfreiheit eins der höchsten Güter ist, es weder Zensur noch Gängeleien gibt (außer in gewissen Foren, sorry, der musste jetzt sein ;-) )


Na die Meinungsfreiheit garantiert Dir nur der Staat. Sobald Du Dich in das "Haus" eines anderen begibst, kann der den Umfang der Meinungsfreiheit einschränken (erweitern ginge zwar auch, ist aber nicht erlaubt). Die Frage ist nur, wie geschickt man sich dabei gegenüber seiner Zielgruppe anstellt ;-)

Es stimmt schon, heute sind wir sschlauer und können aus der Retrospektive besser und allumfassender beurteilen. Wir wissen heute von den Millionen Toten der Massenvernichtung. Aber reichte das damalige öffentliche Wissen nicht bereits aus? Ob nun Millionen oder "nur" der ansonsten nette Nachbar, dessen einziger Fehler sein Migrationshintergrund war, es hätte dämmern müssen. Aber jetzt bin ich schon wieder OT.
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Re: Christian Klar / RAF

Beitragvon Claudine » So 21. Dez 2008, 12:33

Ich bleibe mal OT wenns recht ist, bin frustriert und mitteilsam. Das einzige was noch zu funktionieren scheint, sind die Gedanken, und die lassen sich nicht mal abschalten und zum Glück die Finger, mit denen ich tippe.

Weiter zum Großvater.
Außer Deiner Familie würden ihn heute sicher alle als mutig bezeichnen. Aber Du hast schon recht, was brächte ihm das heute? Das bringt mich aber wieder darauf, dass ein Hitlerattentat durchaus ein legitimes Mittel gewesen wäre, weil der friedliche Widerstand zu Scheitern verurteilt war.

Man verpflichtete ihn nach Flossenbürg. Als Aufseher. Er hat gesehen, was passierte, er sah sie hängen am Eingang, er hat Dinge gesehen, die er nur seiner Frau erzählte. WAS hätte er tun sollen? Reden? Man hätte ihn mundtot gemacht. Jemanden umbringen? Wen? Was hätte es gebracht? Unter Lebensgefahr schmuggelte er Nahrungsmittel ins Lager, die meine Großmutter bei den Bauern eintauschte gegen Wertgegenstände, die ihm die Gefangenen gaben.
Ein kleiner Tropfen auf heißem Stein, als die Gefangenen befreit waren, gingen sie in sein Dorf und umarmten ihn, meine Familie war sicher vor der Abrechnung. Er hat vielleicht manche vor dem Hungertod gerettet, ist das nicht mehr wert, als jemanden zu töten?

Oder denkt man an Schindler, der so viele rettete, was wäre gewesen, wenn er sich offen gegen das Regime gestellt hätte? Nein, der bewaffnete Widerstand war der Falsche, schon immer setzten sich die ins Unrecht, die die Herrschenden mit Gewalt beseitigten. Ein Umsturz kann nur friedlich erfolgen.

Und zu heute, uns geht es entgegen allen Unkereien noch relativ gut, wir haben zu essen, sogar mehr als das, wir sind relativ frei, der Nährboden für Revolution scheint mir nicht gegeben, Schäubles Initiativen werden von der breiten Masse abgelehnt, er kann sie nicht durchsetzen, die Vernunft sollte siegen, der Verstand, nicht die Gewalt und der Terror.
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Re: Christian Klar / RAF

Beitragvon Dreamer » So 21. Dez 2008, 21:35

Claudine hat geschrieben:Man verpflichtete ihn nach Flossenbürg. Als Aufseher. Er hat gesehen, was passierte, er sah sie hängen am Eingang, er hat Dinge gesehen, die er nur seiner Frau erzählte. WAS hätte er tun sollen? Reden? Man hätte ihn mundtot gemacht. Jemanden umbringen? Wen? Was hätte es gebracht? Unter Lebensgefahr schmuggelte er Nahrungsmittel ins Lager, die meine Großmutter bei den Bauern eintauschte gegen Wertgegenstände, die ihm die Gefangenen gaben. Ein kleiner Tropfen auf heißem Stein, als die Gefangenen befreit waren, gingen sie in sein Dorf und umarmten ihn, meine Familie war sicher vor der Abrechnung. Er hat vielleicht manche vor dem Hungertod gerettet, ist das nicht mehr wert, als jemanden zu töten?


Das stimmt schon, das sind die wahren Helden, die kaum jemand erwähnt. Es wäre aber auch nicht Aufgabe des Durchschnittsbürgers gewesen, Hitler zu stürzen, wie auch immer. Da war die Stauffenberg-Aktion, die Führungskreise involvierte, schon besser geeignet.

Und zu heute, uns geht es entgegen allen Unkereien noch relativ gut, wir haben zu essen, sogar mehr als das, wir sind relativ frei, der Nährboden für Revolution scheint mir nicht gegeben, Schäubles Initiativen werden von der breiten Masse abgelehnt, er kann sie nicht durchsetzen, die Vernunft sollte siegen, der Verstand, nicht die Gewalt und der Terror.


Es ist schön, dass es uns gut geht, umso eher können wir uns darauf konzentrieren, auch die demokratischen Werte zu schützen. Und in diesem Zusammenhang befürchte ich, dass Schäuble & Co. für Klar und einige andere als Ausrede für Gewalt herhalten könnte. Deswegen sehe ich seine Freilassung recht kritisch.
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