Ich finde die Situation, so wie sie seit Mitte der Neunziger ist, optimal.
Die musikalische Rivalität mit Jon Lord und die persönliche Rivalität mit Ian Gillan, einstmals ein Ansporn zu Höchstleistungen, war zuletzt nur noch hinderlich. Da war es eigentlich nur noch logisch, dass Ritchie eigenständig wurde und damit volle Kontrolle über seine Musik erhielt, während man bei DP jemanden suchte, der menschlich besser in das Bandgefüge passte. Virtuosität und Genie hin oder her - Blackmore verwechselte DP damals mit seiner eigenen Band Rainbow und wollte, dass alle nach seiner Pfeife tanzen. Wenn das nicht passierte, wurde er ungemütlich. DP waren und sind aber vom Konzept her fünf gleichwertige und gleichberechtigte Musiker, selbst wenn Ritchie meist die treibende Kraft hinter den großen Erfolgen war.
Ritchies Abschied bei DP war auch nicht gerade grandios. Nach einem durchaus guten Album hat er sich auf der 93er Tournee keine besondere Mühe gegeben. Ich habe Konzertmitschnitte von der Rainbow-Tournee 1995 und von Purple-Konzerten aus demselben Jahr, bei denen mehr als deutlich wird, dass die Trennung beiden Seiten gutgetan hat. Diese Konzerte sind um Welten besser als das 93er Livematerial. So warte ich z.B. immer noch auf eine DVD-Ausgabe des Rainbow-Konzertes im WDR-Rockpalast 1995, da mein altes VHS-Tape so langsam ausleiert. Da war er wirklich in Höchstform.
Fazit: Ich mag Ritchie Blackmore trotz seines eigenwilligen Charakters, finde es aber gut, dass er nun seine eigene Sachen macht.
Ich hatte zweimal "Kontakt" mit ihm: Einmal grüßte ich ihn, als er an mir vorbeiging, leider guckte er da nur etwas sparsam und sagte dann etwas zu Mike, seinem Sicherheitsbeauftragten. Das zweite Mal erntete ich einen grimmigen Blick, als ich bei den Proben vor einem Konzert mein Fotohandy über die Absperrung hielt. Na ja, hätte ich ja wissen müssen, aber ich konnt's nicht lassen
Dafür habe ich ein Autogramm von Candice
Was die "neuen" Purple-Sachen angeht, so habe ich durchaus einige Ohrwürmer. Die Liveversion von Things I Never Said gehört zu meinen absoluten Favoriten, unter denen sich sonst nur wirkliche Kracher aus der "kultigen" guten alten Zeit befinden (wie z.B. die Version von Space Truckin' auf Made In Japan). Ich bin also mal gespannt, ob und wann die ein neues Album liefern. Angekündigt wurde ja schon viel, zuletzt hieß es, eventuell zum Jahresende. Na mal sehen.
Ein Mann wie ein Baum - sie nannten ihn Bonsai.